Eigentlich ist es ein Foul, wenn man eine Sache dadurch beschreibt, dass eine andere schlechter ist, aber hier kann ich nicht anders: Warum sollte man noch FIFA/FC spielen, wenn es doch eFootball gibt? Denn der Meistertitel geht eindeutig an Konami! Und dafür nehme ich die gelbe Karte gerne in Kauf.
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Konkurrenz belebt das Geschäft (*), oder?
Wenn es um Fußball geht, werden die meisten emotional, an der Stelle bin ich nicht die Ausnahme von der Regel und mache auch keine, wenn es um Fußballsimulationen geht. Bereits früher war Konami in diesem Bereich das Maß aller Dinge. Eigentlich. Denn das beste Gameplay zählt in diesem Bereich offenbar weniger als Lizenzen. Und die hat nun einmal seit eh und je der Konkurrent EA Sports. Daran hat sich auch wenig geändert, seitdem das Spiel nicht mehr FIFA, sondern EA FC heißt – denn jedes Update verkauft sich wie warme Semmeln. Und der Grund? Lizenz. So viele Original-Spieler, -Vereine, -Stadien findet man sonst nirgends. Du bist Fan von Team X und willst mit Deinen Lieblingen in Originaltrikots spielen? Dir bleibt in den meisten Fällen nichts anderes übrig, als zu FIFA zu greifen.
Geld schießt keine Tore, und echte Teamnamen machen noch kein gutes Spiel
Ein FIFA-Fan war ich nie, weder zu SNES- noch zu PS3/4/5-Zeiten. Ich habe den Amerikanern immer mal wieder eine Chance gegeben, aber zur Gänsehautentzündung hat es nie gereicht. Groß geworden bin ich mit World Cup (NES), Super Soccer und Konamis International Superstar Soccer (SNES). Lizenzen? Fehlanzeige! Dafür 100% Spielspaß. Bei FIFA hatte ich stets den Eindruck, dass man sich auf dem Namen ausruht, und das Geld, das für die Lizenzen verwendet wird, in der Entwicklungsabteilung besser aufgehoben wäre. FIFA spielte sich für mich immer gleich.
Konami dagegen hat mir mit Pro Evolution Soccer (PES) stets echtes Fußballfeeling vermittelt. Fehlende Lizenzen konnte man durch Bezahlkits privater Bastler oder durch eigenständiges Editieren ein großes Stück weit kompensieren. Klasse! Allerdings hat sich Konami mittlerweile von PES verabschiedet, und setzt nun mit eFootball auf ein neues Konzept.
Free-2-Play
Es ist tatsächlich Free-2-Play – und nur wenn man bestimmte Spieler unbedingt haben will, muss man reales Geld investieren (und Glück haben; über diesen Lootboxen-Kram rege ich mich ein anderes Mal auf). Ist aber nicht nötig, da das Spiel bei entsprechendem Involvement auch so genügend Möglichkeiten bietet, gute bis sehr gute Spieler abzugreifen. Tägliche Logins, wöchentliche Events und Turniere – das Spiel belohnt natürlich, wenn man bei der Stange bleibt. Und das fällt erwartungsgemäß nicht schwer. Es gibt genügend Modi.
Man kann sich auf sieben verschiedenen Stufen mit dem Computer messen. Der „Legenden“-Schwierigkeitsgrad ist schon knackig, und auch wenn man irgendwann den Dreh raus hat, kann es dann immer noch passieren, dass man urplötzlich das Tor nicht mehr trifft, der gegnerische Torwart zu einer Titanmauer mutiert und man deutlich verliert.
Mal verliert man, und mal gewinnen die anderen
Natürlich nervt das, denn verlieren nervt immer, aber dieses potentielle Scripting macht das Ganze irgendwie realistisch. Ich gewinne selten zu Null, weil der Gegner oft genug in den letzten Spielsekunden doch noch die Lücke findet und mit dem ersten Abschluss des Spiels den Anschlusstreffer erzielt.
Online gegen andere Menschen aus aller Herren Länder zu spielen, steht paradoxerweise der prinzipiellen Spielmechanik in nichts nach. Wie in echt ist ein Sieg meist das Ergebnis harter Arbeit und voller Konzentration. Manchmal ist es pures Glück. Gerade bei den P2P-Spielen kommt es vor, dass man eine Niederlagenserie einfährt, bei der man in der Realität schon lange des Vereinsgeländes und im schlimmsten Falle des Landes verwiesen worden wäre. Sage und schreibe zehn Spiele am Stück zu vergeigen, tut schon weh. Aber man kann Siege nicht erzwingen. Müßig zu sagen, dass ich kein Crack bin, aber für viele Formate reicht es, mich nicht abschießen zu lassen.
Vom FC Bayern zum BVB
Insgesamt funktioniert das Ganze in jedem Fall erstaunlich gut. Die regelmäßigen Updates verbessern das Spielerlebnis im Normalfall nur (auch wenn ich aktuell den Eindruck habe, dass beim letzten großen Saisonupdate die Verteidiger ein Downgrade erhalten haben), und die Bundesliga als Ganzes vermisse ich auch kein Stück. Es gibt Exklusivverträge mit bestimmten Clubs (u. a. Manchester United, Inter Mailand, FC Barcelona) und Ligen, aber vor allem die Vielzahl an Spielern und Legenden machen den Reiz aus.
Konami hat Bayern als Partner verloren und den BVB dafür gewonnen. Das freut mich natürlich. Aber zuvor habe ich meist mit Mallorca oder Midtjylland gespielt (schwarze Trikots ;-)), das hat wirklich keinen Unterschied gemacht. Mein sogenanntes Dreamteam ist und war das Herzstück des Spiels, und mir persönlich ist wichtiger, dass ich viele unterschiedliche Spieler von damals wie heute habe, als dass das Logo meines Lieblingsvereins zu sehen ist.
Erfolgsfan
Das BVB-Wappen sorgt nämlich nicht dafür, dass man automatisch besser spielt. Als Fan weiß ich das nur zu genau. Wie gesagt, ich bin am Controller weder Crack noch Pro, spiele eher Basic (ohne Tricks und Tastenkombinationen), aber es reicht, um in den globalen Ligen bis in die dritte oder zweite Liga aufzusteigen und sämtliche Boni abzugreifen, um sein Team zu verbessern. Denn wie beim echten Fußball macht Erfolg am meisten Spaß, und (vegane) Stadionwurst und Bier gibt es zuhause nicht, um sich permanenten Misserfolg schön zu trinken. 😉
MADDIN MEINT
Ich bin der Überzeugung: Wer FIFA spielt, hat den Fußball nie geliebt. PES war das Maß aller Dinge bei Fußballsimulationen, und dem steht eFootball in nichts nach. Spielmechanik und Gameplay suchen einfach ihresgleichen. Aber natürlich: Mit einem Haufen Lizenzen in den Schuhen würde es noch mehr kicken.