Ich stehe ja auf Thriller, Science-Fiction, Mystery – und allgemein auch auf Filme, die eindeutig in Richtung Mindfuck gehen und am Rande des Wahnsinns angesiedelt sind. Nun, Donnie Darko ist in dieser Hinsicht der perfekte Vertreter. Und das liegt nicht nur am Hasen Frank…
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Worum geht’s?
Die 80er: Donnie Darko (Jake Gyllenhaal) ist ein intelligenter, eher zurückhaltender Teenager mit psychischen Problemen. Eines Tages stürzt eine Flugzeugturbine auf das Haus der Familie direkt in Donnies Zimmer. Er überlebt nur durch Zufall, denn in der Nacht zuvor ist ihm „Frank“ erschienen, ein in einem Hasenkostüm steckendes Wesen, das ihn raus zu einem Golfplatz führt und ihn auf diese Weise rettet. Davon ab kommt mit Gretchen (Jena Malone) eine neue Schülerin an die Middlesex High, in die Donnie sich prompt verliebt. Offenbar beruht das sogar auf Gegenseitigkeit. Es könnte also eigentlich schlechter für ihn laufen, wenn Frank ihm nicht das Ende der Welt prophezeien würde: In 28 Tagen, 6 Stunden, 42 Minuten und 12 Sekunden ist es soweit…
Liebe auf den ersten Blick
Es gibt sie einfach, diese Filme, die man zum ersten Mal sieht und ganz genau weiß, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein wird. Die einem sofort gefallen, deren Stimmung vollkommen vereinnahmt. In diese Kategorie fällt Donnie Darko ohne jeden Zweifel. Ich habe ihn gesehen, ich habe ihn geliebt. Die Atmosphäre war zum Reinkriechen schön.
Insgesamt hat der Film tatsächlich ein eher gemächliches Tempo. Man sollte also kein Action-Feuerwerk erwarten oder hektische Schnitte. Er nimmt sich Zeit, lullt den Zuschauer ein, wie Frank es mit Donnie macht. Nichtsdestotrotz gibt es einen ziemlichen Spannungsbogen, der sich allen voran aus einer Frage speist: Was zum Geier geht hier nur ab?
Ab in den Kaninchenbau
Um es vorwegzunehmen: So ganz genau kann ich das auch nach dem x-ten Mal Sehen nicht sagen. Die psychologische Ebene ist vielfältig, und es sind einige Interpretationen möglich, auf die ich hier gar nicht eingehen kann und will. Es geht ein bisschen um Zeitreisen, Psychosen, Schicksal, Ängste und Highschool-Dramen, aber teilweise ist es arg grotesk.
Wenn Patrick „Dirty Dancing“ Swayze einen Lifecoach darstellt, der sämtliche Probleme stark vereinfacht mit seiner „Lebenslinie“ (Liebe vs. Angst) verklärt, dann fühlt man sich unweigerlich an die Instagram-Coaches erinnert, die ebenfalls nur simple Antworten auf komplexe Fragestellungen haben (und vermutlich ebenfalls ein paar Leichen im Keller). Oder die Mutter und Lehrerin Kitty, für die alles ansatzweise Progressive ein Werk des Teufels darstellt. Engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die unter die Cancel Culture fallen.
„The dreams in which I’m dying are the best I’ve ever had“
Wie gesagt, es werden auch Zeitreisen thematisiert, und das wirkt wie eine Zeitreise in unsere heutige Wirklichkeit. Es wirkt(e) überzeichnet, aber den Sermon kennen wir heute alle aus Social Media und den Nachrichten. Verrückt.
Der Titelsong ist nicht umsonst „Mad World“ in einer traumhaft melancholischen Interpretation von Gary Jules. Das Tears-for-Fears-Original ist natürlich schon großartig, aber das Cover setzt dem Ganzen noch die Hasenohren auf. Überhaupt kann der Soundtrack mit seinen wahrlichen 80er Perlen auf voller Linie überzeugen und ist mit für die besondere Stimmung und eigenartig aufkommende Nostalgie verantwortlich.
Nur ein Teenager?
Doch auch wenn die Musik den Film trägt, ist es Donnie Darko selbst, der uns durch diesen Irrsinn führt. Trotz des Superheldennamens ist er keiner, nicht wirklich, aber man mag ihn trotzdem, man will ihn einfach umarmen und ihm sagen: Alles wird gut! Das hängt natürlich viel an Jake Gyllenhaal, der sowohl die apathischen, depressiven Phasen gekonnt spielt, aber auch den wahnsinnigen und vom Hasen verfolgten Irren fabelhaft mimt. Und zwischendurch ist er trotzdem einfach Teenager, mal albern, mal wütend, mal unsicher, aber nie wirklich bösartig, sondern das Herz am rechten Fleck. Und man hat die Hoffnung, dass die Welt, seine Welt nicht untergeht, der Hase nur ein Hirngespinst ist und der Fall in den Kaninchenbau sich schlichtweg in Wohlgefallen auflöst. Nun…
MADDIN MEINT
Ob ich Donnie Darko jemals vollumfänglich verstehen werde? Unwahrscheinlich. Aber das ist auch ganz egal, denn die vorherrschende Stimmung und Atmosphäre machen ihn nicht nur für mich zu einem absoluten Kultfilm, der einem vorherbestimmten Sog gleicht, dem man sich nicht entziehen kann.